Jahreshauptversammlung

Mit der Begrüßung durch Abteilungsleiter Marko Kaufmann und dem Gedenken an die verstorbenen Mitglieder der Abteilung begann die gut besuchte Jahresversammlung der TSV Musikerinnen und Musiker. Schriftführer Benedikt Schroth lies mit dem Jahresrückblick noch einmal die musikalische Beteiligung am 150. Jubiläumsjahr der TSV sowie eine Vielzahl weiterer Auftritte und geselliger Veranstaltungen Revue passieren. Jugendleiter Benedikt Lippert berichtete von erzielten Leistungsabzeichen und der Entwicklung im Nachwuchsbereich sowie der Erwachsenenbläserklasse. Nach der Verlesung des Kassenberichtes durch Kassier Dominik Blümmel fand eine rege Aussprache zu den Berichten statt.

Der einstimmigen Entlastung des bisherigen Vorstands und dem Dank für die geleistete Arbeit folgten Neuwahlen für die Abteilungsführung. Marko Kaufmann und Nico Müller kandidierten aus beruflichen Gründen nicht für eine weitere Amtszeit. Ihnen wurde für ihr großes Engagement für die Abteilung gedankt.

Erfreulicherweise standen für alle Vorstandsämter motivierte Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl. In Abwesenheit gewählt wurden die Positionen der Abteilungsleitung sowie des Kassiers. Die entsprechenden Erklärungen der Personen hierzu lagen schriftlich vor. Die Versammlung sprach allen Kandidatinnen und Kandidaten ein sehr hohes Vertrauensvotum aus.

Ohne Gegenstimmen gewählt wurden: Abteilungsleiterin Jule Blümmel, StellvertreterBenedikt Lippert, Schriftführer Benedikt Schroth, Kassier Dominik Blümmel, Jugendleitung Rebecca Schroth und Michaela Heberer.

Als Beisitzer mit Zuständigkeit für verschiedene Ressorts wurden Thomas Löffler, Alex Resch, Jana Krostewitz und Johannes Lippert in ihren Ämtern bestätigt.

Anschließend informierte der neue stellvertretende Abteilungsleiter Benedikt Lippert über die Terminplanung des Orchesters in 2024 und wies u.a. auf das Sommerkonzert mit „Three times a lady“ am 29.06. am Bannturm, das Jugendkonzert am 06.07. in der TSV Halle sowie die Konzertreise des Blasorchesters an den Bodensee hin.

Nach einem engagierten Austausch unter Punkt Verschiedenes wurde die Versammlung beschlossen.

Mit einem Durchschnittsalter von unter 30 Jahren geht das TSV Blasorchester mit einem der jüngsten Vorstände in seiner Geschichte in das neue Geschäftsjahr 2024 und macht damit die erfolgreiche Nachwuchsarbeit der Abteilung sichtbar.



 

Neue Führung für das TSV-Blasorchester: Dirigent Sebastian Abel übergibt seinen Posten nach zehn Jahren an Philip Bräutigam.

Philip Bräutigam ist bei der Abteilung kein Unbekannter. Schon 2017 hat er seinen Vorgänger bei einem Konzert vertreten. Sebastian Abel hat seinen Nachfolger quasi selbst ausgesucht. „Wir beide kennen uns seit Jahren, haben zusammen an der Musikhochschule in Frankfurt studiert.“ Auf dem Campus verbringen die beiden viel Zeit miteinander, sprechen über alle möglichen Themen. „Wir sind in fast allem einer Meinung“, meint Bräutigam. Das gelte auch bei ihrer größten Leidenschaft – der Musik.

Sein erstes Instrument erlernt Bräutigam mit sieben Jahren, wie viele andere Schüler versucht er sich an der Blockflöte. Zwei Jahre später verliert er sein Herz ans Waldhorn. Als Bräutigam das Instrument erstmals erklingen lässt, ist es um ihn geschehen.

Im Orchester der Musik- und Vogelschutz-Vereinigung Niedergründau feilt Bräutigam an seinem Können, schafft es sogar ins Sinfonische Blasorchester der Landesmusikjugend und ins Landesjugendblasorchester Hessen. Beide Orchester darf Bräutigam später sogar selbst dirigieren.

Das TSV-Blasorchester lernt Bräutigam 2017 kennen. Zunächst auf der anderen Seite des Pults vertritt er im selben Jahr Abel bei einem Konzert am Bannturm. Fünf Jahre später schwingt er auch beim Bahnhofskonzert den Taktstock. In Babenhausen übernimmt Bräutigam 2019 das Dirigat.

Die Entscheidung, sich auf die Orchesterleitung zu spezialisieren, fällt der 32-Jährige, der in Büdingen als Musik- und Physiklehrer arbeitet, während seines Studiums in Frankfurt. Beim Hessischen Musikverband macht er die Dirigentenausbildung, zusammen mit Sebastian Abel. Die beiden diskutieren viel, vor allem über die Jugendausbildung. Auch darin sind sich die Musiker einig: Für eine gute Ausbildung braucht es hohe Qualität.

Abel und Bräutigam schauen sich etwas von anderen Orchestern ab, verengen sich nicht auf ihre eigenen Interpretationen. „Ich habe für ein Vorspiel andere Dirigenten oder die Komponisten des Stücks eingeladen, damit die Musiker einen anderen Blick bekommen“, berichtet Abel.

Wehmut kommt bei dem Ur-Heusenstammer nach seinem Abschied nicht auf. „Als ich 2012 die Leitung übernahm, war mir sofort klar: Ich möchte es zehn Jahre machen, dann höre ich auf.“ Unter seiner Regie erweitert das Blasorchester sein musikalisches Repertoire, steigert kontinuierlich das Niveau.

Bräutigam will eingeschlagene Ausrichtung beibehalten

Den Höhepunkt erreicht es 2019, erinnert sich Abel. „Dann kam Corona.“ Doch der Dirigent setzt alles daran, seine Musiker wieder in Bestform zu bringen. Und das sei ihn auch gelungen, meint er. „Im vergangenen Jahr waren wir wieder sehr nah dran an unserer Spitzenleistung.“

Nachfolger Bräutigam will das Blasorchester weiter auf diesem hohen Niveau führen, auch die von Abel eingeschlagene Ausrichtung soll erhalten bleiben. „Wir müssen weiter in die Jugend investieren“, meint der neue Dirigent. Die Bandbreite von Klassik über Rock bis Filmmusik will er beibehalten, dazu symphonische Klänge einfließen lassen. Eine große Aufgabe sei es, das Zusammenspiel zwischen den Instrumenten zu verbessern. Das habe wegen der Pandemie etwas gelitten, sind sich Abel und Bräutigam einig.

Um den Musikern den Takt vorzugeben, bereitet sich Bräutigam akribisch auf die Proben vor. Bis zu 20 Stunden in der Woche geht er die Partituren durch, lässt jede einzelne Note vor sich erklingen. „Die wichtigste Aufgabe eines Dirigenten ist die Vorbereitung“, erläutert er. Abel fügt hinzu: „Wenn der erste Probetag ansteht, muss die Partitur so sitzen, als wäre es bereits das Konzert.“

Marko Kaufmann, Leiter der Abteilung, ist froh, mit Bräutigam einen erfahrenen Leiter gefunden zu haben. „Wir sind sehr glücklich, ihn zu haben, denn es ist nicht leicht, einen so guten Dirigenten zu bekommen.“ Dass Bräutigam bereits Teil des Orchesters war, erleichtere die Zusammenarbeit. (Von Joshua Bär) (Philip Bräutigam übernimmt Leitung des TSV-Blasorchesters von Sebastian Abel (op-online.de))

2. Herbstkonzert 2023

Mit einem fulminanten Konzert beendet das Blasorchester das Jubiläumsjahr der TSV Heusenstamm.

„Das war Champions-League“, sagt ein Besucher nach der Veranstaltung. Und erhält rundum Zustimmung. So etwas hat auch das für Überraschungen bekannte Orchester bislang noch nicht dargeboten.

Das traditionelle Herbstkonzert im 150. Jahr der TSV in der Halle an der Jahnstraße beginnen Abteilungsleiter Marko Kaufmann und seine Stellvertreterin Jule Blümmel mit einem kurzen Rückblick auf das Jubiläumsjahr mit vielen Veranstaltungen, zu denenen unter anderem das „größte und lauteste Konzert“ der Kapelle gezählt hat.

Den musikalischen Start in den Abend übernehmen das Jugendblasorchester und die Bläserklasse 2019 unter der Leitung von Florian Hentschl, die mit dem Thema aus dem Film „Out of Africa“ überzeugen. Ohne Bläserklasse bringt das Jugendorchester zwei weitere Film-Themen zu Gehör: „La La Land“ und „Drachenzähmen leicht gemacht“. Dazwischen präsentiert der Nachwuchs „Colors Of Time“ des Komponisten Thierry Deleruyelle. Insgesamt zeigt sich das Jugendblasorchester einmal mehr als vollwertiger Teil der TSV-Abteilung, das auch anspruchsvolle Werke mit Bravour aufführt. Der lange Applaus des Publikums in der ausverkauften Halle belohnt die Musikerinnen und Musiker für ihre tolle Leistung.

Symphonisch ist das Werk „Signaturen“ vom Niederländer Jan van de Roost, mit dem das große Orchester im Anschluss übernimmt, bevor es das Publikum in den Kaukasus entführt. Eine Mischung aus fünf Volksweisen hat Alfred Reed für den ersten Satz seiner Suite „Armenische Tänze“ genutzt und zusammengeführt. Gekonnt spielen die Musikerinnen und Musiker die abwechslungsreichen Melodien dieses Volkes.

Der Name „Rush“ des ersten Stücks nach der Pause hält, was er verspricht: Sehr schnell, fröhlich, pompös ist das Werk von Samuel R. Hazo, das das TSV-Blasorchester unter der Leitung von Phillip Bräutigam anstimmt. Schon jetzt steht fest, dass die Kapelle ihren Anspruch an ein hohes musikalisches Niveau erneut erfüllt. Doch was danach folgt, nachdem Bräutigam den Dirigentenstab noch einmal an Sebastian Abel übergeben hat, übertrifft alle Erwartungen an den Abend. Abel hat seine Aufgabe weitergereicht, weil er der Überzeugung ist, dass das Orchester nach zehn Jahren neue Inspirationen braucht.

Mit István Várdai konnte Abel einen Weltklasse-Cellisten für das Herbstkonzert gewinnen. Welcher Ausnahmekünstler da auf der Heusenstammer Turnhallen-Bühne stand, lässt sich schon allein daran erkennen, dass ihm ein Cello zur Verfügung steht, das 1673 von Antonio Stradivari gebaut wurde. Den 38 Jahre alten Ungar lernte Abel durch dessen Frau kennen, die wie er selbst Posaune spielt. Schon vor mehr als zwei Jahren hatten sie sich für dieses Konzert verabredet, für das sich der Cellist drei Tage freigehalten hatte. Zur Verstärkung wirkten Gitarrist Martin Thalheim von den Groove Agents und Carolin Böhm von der Frankfurter Hochschule für Musik am Kontrabass mit.

Das „Konzert für Cello und Blasorchester“ des berühmten österreichischen Pianisten und Komponisten Friedrich Gulda hatten sie sich für den Auftritt ausgewählt. Ein äußerst abwechslungsreiches Werk in fünf Sätzen, in dem Gulda viele verschiedene Musikrichtungen miteinander verbindet. Die Musik ist funkig, groovig, alpenländisch, romantisch, jazzig und symphonisch zugleich. Und es fordert den Solisten an vielen Stellen.

Das Ergebnis ist grandios. Ein solches Konzert hat es in der Schlossstadt bislang noch nicht gegeben. Das Publikum springt geschlossen nach dem letzten Takt auf und belohnt die Leistung mit wahren Jubelstürmen. Drei Zugaben müssen die Künstler geben, darunter ein Abendlied von Robert Schumann und ein Stück von Bach.