Neue Führung für das TSV-Blasorchester: Dirigent Sebastian Abel übergibt seinen Posten nach zehn Jahren an Philip Bräutigam.

Philip Bräutigam ist bei der Abteilung kein Unbekannter. Schon 2017 hat er seinen Vorgänger bei einem Konzert vertreten. Sebastian Abel hat seinen Nachfolger quasi selbst ausgesucht. „Wir beide kennen uns seit Jahren, haben zusammen an der Musikhochschule in Frankfurt studiert.“ Auf dem Campus verbringen die beiden viel Zeit miteinander, sprechen über alle möglichen Themen. „Wir sind in fast allem einer Meinung“, meint Bräutigam. Das gelte auch bei ihrer größten Leidenschaft – der Musik.

Sein erstes Instrument erlernt Bräutigam mit sieben Jahren, wie viele andere Schüler versucht er sich an der Blockflöte. Zwei Jahre später verliert er sein Herz ans Waldhorn. Als Bräutigam das Instrument erstmals erklingen lässt, ist es um ihn geschehen.

Im Orchester der Musik- und Vogelschutz-Vereinigung Niedergründau feilt Bräutigam an seinem Können, schafft es sogar ins Sinfonische Blasorchester der Landesmusikjugend und ins Landesjugendblasorchester Hessen. Beide Orchester darf Bräutigam später sogar selbst dirigieren.

Das TSV-Blasorchester lernt Bräutigam 2017 kennen. Zunächst auf der anderen Seite des Pults vertritt er im selben Jahr Abel bei einem Konzert am Bannturm. Fünf Jahre später schwingt er auch beim Bahnhofskonzert den Taktstock. In Babenhausen übernimmt Bräutigam 2019 das Dirigat.

Die Entscheidung, sich auf die Orchesterleitung zu spezialisieren, fällt der 32-Jährige, der in Büdingen als Musik- und Physiklehrer arbeitet, während seines Studiums in Frankfurt. Beim Hessischen Musikverband macht er die Dirigentenausbildung, zusammen mit Sebastian Abel. Die beiden diskutieren viel, vor allem über die Jugendausbildung. Auch darin sind sich die Musiker einig: Für eine gute Ausbildung braucht es hohe Qualität.

Abel und Bräutigam schauen sich etwas von anderen Orchestern ab, verengen sich nicht auf ihre eigenen Interpretationen. „Ich habe für ein Vorspiel andere Dirigenten oder die Komponisten des Stücks eingeladen, damit die Musiker einen anderen Blick bekommen“, berichtet Abel.

Wehmut kommt bei dem Ur-Heusenstammer nach seinem Abschied nicht auf. „Als ich 2012 die Leitung übernahm, war mir sofort klar: Ich möchte es zehn Jahre machen, dann höre ich auf.“ Unter seiner Regie erweitert das Blasorchester sein musikalisches Repertoire, steigert kontinuierlich das Niveau.

Bräutigam will eingeschlagene Ausrichtung beibehalten

Den Höhepunkt erreicht es 2019, erinnert sich Abel. „Dann kam Corona.“ Doch der Dirigent setzt alles daran, seine Musiker wieder in Bestform zu bringen. Und das sei ihn auch gelungen, meint er. „Im vergangenen Jahr waren wir wieder sehr nah dran an unserer Spitzenleistung.“

Nachfolger Bräutigam will das Blasorchester weiter auf diesem hohen Niveau führen, auch die von Abel eingeschlagene Ausrichtung soll erhalten bleiben. „Wir müssen weiter in die Jugend investieren“, meint der neue Dirigent. Die Bandbreite von Klassik über Rock bis Filmmusik will er beibehalten, dazu symphonische Klänge einfließen lassen. Eine große Aufgabe sei es, das Zusammenspiel zwischen den Instrumenten zu verbessern. Das habe wegen der Pandemie etwas gelitten, sind sich Abel und Bräutigam einig.

Um den Musikern den Takt vorzugeben, bereitet sich Bräutigam akribisch auf die Proben vor. Bis zu 20 Stunden in der Woche geht er die Partituren durch, lässt jede einzelne Note vor sich erklingen. „Die wichtigste Aufgabe eines Dirigenten ist die Vorbereitung“, erläutert er. Abel fügt hinzu: „Wenn der erste Probetag ansteht, muss die Partitur so sitzen, als wäre es bereits das Konzert.“

Marko Kaufmann, Leiter der Abteilung, ist froh, mit Bräutigam einen erfahrenen Leiter gefunden zu haben. „Wir sind sehr glücklich, ihn zu haben, denn es ist nicht leicht, einen so guten Dirigenten zu bekommen.“ Dass Bräutigam bereits Teil des Orchesters war, erleichtere die Zusammenarbeit. (Von Joshua Bär) (Philip Bräutigam übernimmt Leitung des TSV-Blasorchesters von Sebastian Abel (op-online.de))

Sommerkonzert Orchestra meets Band

Es ist ein Konzert für die Fans, das zum 150-jährigen Jubiläum des TSV Heusenstamm gespielt wird. Dabei ist es kein typischer Auftritt des Blasorchesters.

Heusenstamm – Das Publikum liebt und feiert diese Verbindung: Das TSV-Blasorchester und einige Mitglieder der einstigen Schlossstädter Schüler-Coverband Groove Agents geben gemeinsam ein Konzert. 150 Jahre TSV Heusenstamm waren Anlass genug für eine Neuauflage dieser Kombination „Orchestra meets Band“ am Samstagabend im Festzelt an der Jahnstraße. Und es war der Höhepunkt der Jubiläumsfesttage.

„Let Me Entertain You“, Erfolgstitel von Robbie Williams, erklingt zur Eröffnung und ist sozusagen die Überschrift des Abends. Denn das wollen die Musiker: ihr Publikum unterhalten. Das gelingt sofort. Die Zuschauerinnen und Zuschauer singen, tanzen und klatschen mit. Und die Jubelschreie nach jedem Titel hallen durchs Zelt.

Wer allerdings erwartet hatte, das TSV-Blasorchester in der gewohnten Art zu erleben, wird ein wenig enttäuscht. Anders als beim ersten gemeinsamen Konzert der beiden Bands vor vier Jahren auf dem Bahnhofsplatz, als die Musikerinnen und Musiker der Turn- und Sportvereinigung die erste Hälfte des Abends noch allein bestritten hatten, sind die fünf der insgesamt zehn Groove Agents diesmal von Anfang an dabei. Und das Blasorchester übernimmt unter der Leitung von Sebastian Abel, Posaunist der „Agents“, die Rolle der restlichen Besetzung.

Und so brillieren Katrin Hörseljau und Christopher Hublitz mit ihren Stimmen sowie Sebastian Baumann am Bass, Felix Thoma am Keyboard und Rolf Bussalb an der Gitarre gemeinsam mit den TSV-Musikerinnen und -Musikern vor rund 800 Zuschauern im Festzelt. Titel wie „September“ von Earth, Wind and Fire, „Hit The Road Jack“ oder Tina Turners „Proud Mary“ bringen das Publikum schon in der ersten Hälfte des Konzerts zum Toben.

Daran knüpfen die Musizierenden auch nach der Pause nahtlos an. Ob „Everybody Needs Somebody“, „All Night Long“ oder „Hotel California“, die Zuhörer sind textsicher und singen mit. Und so mancher Konzertgast ist überrascht von der Bandbreite des TSV-Blasorchesters, das Klänge darbietet, die eigentlich nicht zu dessen üblichem Repertoire zählen.

Dennoch ist das Konzert, das mit „Purple Rain“ als zweiter Zugabe endet, ein überaus gelungenes Fest, das der 150-Jahr-Feier der TSV Heusenstamm mehr als gerecht wird – und durchaus auf eine weitere Wiederholung Lust macht. (Claudia Bechthold) (TSV-Blasorchester und Ex-Schülerband begeistern in Heusenstamm (op-online.de))