Ein Parkplatz lässt sich am Sonntag vor der TSV-Halle nur noch mühsam finden. Denn schon eine halbe Stunde vor dem ersten Ton ist der Innenraum gut gefüllt.
Heusenstamm – Das Blasorchester der TSV Heusenstamm lockt auch bei ihrem zweiten Herbstkonzert in diesem Jahr (das erste haben die Musikerinnen und Musiker am Samstag gegeben) die Zuschauer an die Jahnstraße. Das Motto der Konzerte lautet „Viva Espana“, ein musikalisches Hoch auf das Land im Südwesten Europas.
Zu Beginn sitzt das Kinderblasorchester unter Sarah Werner auf der Bühne. Es beginnt mit „Fantâsia“ von Kurt Gäble. Die ersten Takte fließen im ruhigen Andante, ehe das Klopfen auf Holz im Sechzehntel-Rhythmus einen flotten Ritt startet. Über ein paar Takte klingt es nach einem Westernfilm, wenn die Guten durch die Prärie galoppieren, auf dem Weg, die Bösen in die Schranken zu weisen.
Für ein Blasorchester eignen sich die Elemente von Programmmusik besonders, wenn die Töne eine Geschichte erzählen, etwa die Filmmusik zu „Moana“, der als bester Animationsstreifen und für den besten Filmsong Oscar-Nominierungen bekam, komponiert von Lin-Manuel Miranda. Das Stück spielt das Jugendblasorchester mit Florian Hentschl am Pult.
Zuvor hatte Sarah Werner bei „Warriors of Dragonshire“ zum letzten Mal das Kinderorchester geleitet, das die Musik von Casey Martin gemeinsam mit dem Jugendblasorchester gut geprobt intonierte. Die Frau mit dem klaren Taktschlag begründet in der Pause ihren Rücktritt, „nach zwölf Jahren kann das jemand anders machen“. Die Musiklehrerin des Adolf-Reichwein-Gymnasiums leitet immer noch die Bläserklasse im großen Orchester, in dem sie selbst Euphonium spielt. Und das auf einem hohen Niveau. In „La Sierra Negra“, ein Stück von Eduardo M. Britto, das einen erloschenen Vulkan in Mexiko beschreibt. In einer ruhigen Passage spielt das Euphonium über mehrere Takte ein schwermütiges Solo, ehe das Fagott das Thema übernimmt, um es an die Oboe zu übergeben.
Das „Große Blasorchester“ unter Philip Bräutigam verfügt über ein sattes Klangvolumen, das kommt „España cañí“ von Pascual Marquina Narro zugute. Der Moderator berichtet, die Komposition von 1923 sei eine der berühmtesten spanischen Melodien überhaupt. „España cañí“ verbinden viele Hörer mit den konzentrierten Bewegungen des Matadors beim Stierkampf oder der Tänzer beim „Paso Doble“. Bei Tanzturnieren erklingt das Stück häufig.
Auch „The Legend of Maracaibo“ von José Alberto Pina könnte sowohl als Musik für einen Western als auch für einen Film dienen, in dem Seesoldaten auf dem Meer einander die Schiffe versenken, um dann zu ertrinken. Es geht um das Wirken der spanischen Armada, um die Seeschlacht bei Vigo, als sich Engländer mit Niederländern gegen eine Allianz aus Spaniern und Franzosen um Silber stritten, was knapp 3000 Menschen den Tod brachte. Auch bei dem Stück trumpft das „Große Blasorchester“ der TSV Heusenstamm groß auf, der Notenverlag ordnet es völlig zurecht vom Schwierigkeitsgrad in die Kategorie „Oberstufe“ ein. (Stefan Mangold)
(OP online 18.11.2024)